3.3.11 Entladung und Aufladung eines Kondensators
In 3.3.10 wurde darauf hingewiesen, dass es schwierig ist, die Spannung eines Kondensators mit kleiner Kapazität mit üblichen Voltmetern zu messen, weil die Ladung zu schnell über das Voltmeter abfließt.
Wie schnell wird ein Kondensator über einen Widerstand entladen (siehe Abb.1)?
Auf diese Frage soll nun eine Antwort gefunden werden.

Abb. 1
Nach der Definition der Kapazität C = Q/U gilt für die Spannung zwischen den Kondensatoranschlüssen: U = Q/C. Nach dem Schließen des Schalters S fließt ein Strom der Stärke I nach Q/C = I· R → I = Q/ (C· R) und vermindert in der kleinen Zeitabschnitts Δt die Ladung Q um ΔQ = I·Δt = Q/(C·R)·Δt. Δt ist so klein gewählt, dass sich die Stromstärke in dieser Zeit kaum verändert. Die Ladung zu Beginn von Δt wird mit Q und die am Ende mit Q’ bezeichnet.
Q’ = Q – I · Δt; I = Q/ (C· R)
↓
Q’ = Q – Q/ (C · R) · Δt = Q · [1 – 1/(R·C) ·Δt ]
↓
U’ = U · [1 – 1/(R·C) · Δt ] U, U’ : Spannungen vor und nach Δt
Mit der folgenden Programmzeile in sim.html wird der Spannungsverlauf während der Kondensatorentladung ( C =0,002 F; R =1000 Ω) angezeigt.
C = 0,002; R = 1000; h=0,01; U=U*(1-1/(R*C)*h); t=t+h; y=U; x=t;
Anfangsspannung U = 10V.

Das mit dem obigen Programm gezeichnete Diagramm (Abb. 2) ähnelt sehr dem Diagramm, welches die Massenabnahme in einem zylindrischen Gefäß mit textilem Boden beschreibt. DiMassenabnahme in einem zylindrischen Gefäß mit textilem Bodenes wird verständlich, wenn wir die folgenden Gleichungen gegenüberstellen.
Massenabnahme im Gefäß Δm = m · k · Δt
Ladungsabnahme im Kondensator: ΔQ = Q · [1/ (C· R) ] · Δt
Angesichts der Ähnlichkeit dieser Gleichungen kann von der für die Massenabnahme gültigen Gleichung
Mit „ C = 0,002; R = 1000; h=0,01; U=U*(1-1/(R*C)*h); t=t+h; y=U; x=t; w=10*exp(-t/(R* C)) ; “ in sim.html kann diese Schlussfolgerung überprüft werden.
Zur Beschreibung des Entladungsgeschwindigkeit wird meistens die Halbwertszeit angegeben, es ist die Zeit th, während der die Spannung auf die Hälfte ihres Anfangswertes absinkt. Für diese Halbwertszeit gilt:
U/U0 = ½ = e – th / (R· C) → ln (½) = -th / (R· C) → ln (2) = th / (R· C) → th = R·C · ln (2)
th = R·C · ln (2); ln(2) = 0.693147180559945 → th ≈ R·C · O,7
Beispiel: R = 1000 Ω, C = 0,002 F = 2 mF
th = 1,4 s
Wie entwickelt sich die Kondensatorspannung bei einer Aufladung (siehe Abb. 3 ) ?

Abb. 3
Die Summe aller Spannungen in der Leitermasche ist 0: U – UB + I· R = 0
I = dQ/dt; Q = C · U → I = C · dU/dt
Für kleine Δt gilt:
U – UB + R ·C· ΔU/Δt = 0 → ΔU = (UB – U)·Δt / (R · C)
Ist U die Spannung vor Δt, dann ist die Spannung nach Δt gleich U’ = U + ΔU
U’ = U + (UB – U)·Δt / (R · C)
↓
Abweichung der Kondensatorspannung von der Maximalspannung UB : UB - U’ = UB - [ U + (UB – U)·Δt / (R · C) ]
↓
UB - U’ = UB - U - (UB – U)·Δt / (R · C)
↓
UB - U’ = (UB – U) · [1 - Δt / (R · C)]
Für die Entladung wurde gefunden: U = UAnfang · [1 – Δt/(R·C) ] .
U verhält sich bei der Entladung so wie UB – U (Abweichung von der Maximalspannung) bei der Aufladung.
↓
UB – U = (UB – UAnfang ) · e-t/(R·C) ( UAnfang = Kondensatorspannung zu Beginn der Aufladung = 0 !)
↓
UB – U = UB · e-t/(R·C) → U = UB · ( 1 - e-t/(R·C) )
siehe Abb. 4

Abb. 4