1.3
Die Zahl e
Herleitung des Wachstumsgesetzes einer Bakterienkultur
Im Kapitel 1.1 wurde das Bakterienwachstum durch das folgende Programm in der App. sim.html dargestellt :
k=0,2; h= ,01; b = b + k*b*h; t = t + h; y=b; x=t; l=b
h=0,01 steht für Δt (Einheit: Stunde) und b für die Zahl der Bakterien (Anfangswert b= 100).
Die mit diesem Programm entwickelte Wachstumskurve gleicht dem Grafen zu
y = 100 · 2 t/T ( T = Verdopplungszeit, y=b). Die Verdopplungszeit T hängt vom Wachstumsfaktor k ab.
k = Δb / (b· Δt) , Δb: Zuwachs in der Zeit Δt
Je größer k ist, desto kleiner ist T. Möglicherweise ist das Produkt k · T eine Konstante. An Wachstumskurven zu verschiedenen k werden Verdopplungszeiten abgelesen. Die Vermutung, dass k · T eine Konstante ist ( T ~ 1/k ), erfährt eine Bestätigung. Für das genannte Produkt findet man in allen Fällen:
k · T = 0,692 → T = 0,692/k
↓
y =100 · 2t /T = 100 · 2 k·t / 0,692
1 /0,692 = 1,445
↓
y = 100 · 21,445·k·t = 100 · (21,445)k·t
Zur Vereinfachung dieses Terms nehmen wir 21,445 als Basis und geben dem Wert 21,445 = 2,72 den Namen e. So können wir schreiben :
y = f(t) = b0 · e k·t ; b0 = 100
e als Grenzwert von (1+ c)c
Der oben angegebene Gleichung für das Bakterienwachstum soll nun hergeleitet werden. Für den Zuwachs Δb von b Bakterien in einem kleinen Zeitabschnitt Δt gilt:
k = Δb / (b· Δt) → Δb = b· k · Δt
Diese Gleichung ist mit einem kleinen Fehler behaftet, denn b ist nicht konstant in Δt, sondern ändert sich innerhalb dieses kleinen Zeitabschnitts. Der Fehler ist jedoch nicht nennenswert, wenn Δt sehr klein gewählt ist.
Wenn wir die Bakterienzahl am Anfang und Ende von Δt (Δt1) mit b0 und b1 bezeichnen, dann gilt:
b1 = b0 + b0 · k · Δt = b0 · (1+ Δt · k)
Hieraus folgt für den nächsten Abschnitt Δt: b2 = b1 + b1 · k · Δt = b1 · (1+ Δt ·k)
Unter Berücksichtigung von b1 = b0 · (1+ Δt · k) folgt hieraus: b2 = b0 · (1+ Δt ·k)2
Die Zahl bj am Ende eines aus j Zeitabschnitten gebildeten Zeitraums der Dauer t kann somit errechnet werden nach:
bj = b0·(1+ Δt ·k)j
bj = b0 · (1+ Δt · k)j ; j = t /Δt (j · Δt = t !) → bj = bt = b0 · (1+ Δt · k)t/Δt
Um einen Vergleich mit y= f(t) = b0 · e k·t zu ermöglichen, wird der Exponent t/Δt von (1+ Δt · k)t/Δt mit k erweitert.
↓
bt = b0·(1+ Δt·k)k · t / (k · Δt) → bt = b0· [(1+ Δt·k)1/ ( k · Δt ) ]k · t
1/( k · Δt) = c
↓
bt = b0· [(1+ 1/c)c ]k · t
Oben
wurde gesagt, dass Δb = b · k · Δt umso
besser gilt je kleiner Δt ist. Folglich geht der durch die
Dauer von Δt bedingte Fehler in bt = b0 ·
[(1+ 1/c)c]k · t gegen
0, wenn c gegen
strebt
. Beim Vergleich von bt = b0· [(1+ 1/c)c
]k · t mit y= bt=
b0·ek·t wird der
Schluss nahegelegt, dass der Term (1+1/c)c mit
größer werdendem c bzw. kleiner werdendem Δt gegen e
strebt.
Die Überprüfung dieser Vermutung erfolgt mit der hier verfügbaren App. Rechner.php. In das Rechenfenster wir die Zeile a=a+1; c=4^a; c=(1+1/c)^c eingetragen und danach wird mehrmals das Gleichheitszeichen angeklickt. Deutlich ist dabei zu erkennen, wie sich der Wert des Terms (1+1/c)^c mit wachsendem c=4; 16; 256; 65536... dem Grenzwert 2,718.... nähert.
Die Folge der Werte (1+1/c) ^c verhält sich ähnlich wie die Zahlenfolge 0,9; 0,99; 0,999; 0,9999; 0,99999............. Auch die Glieder dieser Zahlenfolge nähern sich nach und nach immer mehr einer als Grenzwert bezeichneten Zahl. Der Grenzwert der Folge 0,9; 0,99; 0,999; 0,9999; 0,99999............. ist 1.
Angesichts dieser Tatsache ist es sinnvoll, e als Grenzwert von (1+1/c)c zu definieren.