Beim Lesen von Voltaires Buch „Über die Toleranz“ kam mir der Gedanke zu dem hier vorliegenden „Denkzettel“. Intoleranz ist fast immer die Folge eines bestimmten Glaubens. Da in der Gegenwart wieder ein quasi religiöser Fanatismus bei Diskussionen über politische Themen erkennbar ist, möchte ich mit diesem Denkzettel etwas zur Klärung des Begriffs „Glauben“ beitragen. Es spielt für mich dabei keine Rolle, welche politische Gruppierung sich dieses Denkzettels bedient.




Denkzettel


Foto: Wikipedia

Die Bischöfin empfiehlt:

Wir sollten versuchen, den Terroristen mit Beten und Liebe zu begegnen!“




Einen Besessenen kann man niemals zur Vernunft bringen!“ - Voltaire

Wer vom Glauben besessen ist, hat den Verstand verloren!








Warum glauben wir dieses und jenes ?

Wenn es um Glaubensangelegenheiten geht, dann sind immer Gefühle im Spiel, die sehr leidenschaftlich sein können und keine sachliche Erörterung zulassen. Dies liegt daran, dass ein Glaube nicht durch rationale Erwägungen, sondern durch Emotionen veranlasst wird.

Für die Glaubwürdigkeit einer Aussage spricht unter anderem:

1. der Erfolg, den sie ermöglicht,
2. die Zahl der Menschen, welche zu ihr stehen,
3. die Zeit, in der sie unwidersprochen bleibt,
4. die Entschiedenheit, mit der sie vorgetragen wird und
5. eine vermeintlich wohltuende Sicht, die sie vermittelt.


Die Wirkung solcher Argumente scheint auf den für unsere Evolution maßgebenden Gegebenheiten von Jahrtausenden zu beruhen. Erfolg auf der Grundlage falscher Vorstellungen war sehr unwahrscheinlich. Viele gleiche Aussagen standen für viele übereinstimmende Einzelerfahrungen. Es gab keine Massenmedien, mit deren Hilfe Politiker den Bürgern einen Glauben einprägen konnten. Blieb eine Aussage lange Zeit unwidersprochen, dann hatte sie sich bewährt.

Auch heute wird zur Begründung einer Aussage immer wieder gesagt: Der Erfolg gibt ihm Recht !“ oder Das sagt doch der und jener auch !“ oder Das hat doch noch niemand angezweifelt !“ .

Entschiedenes Auftreten wird von den meisten Menschen als Zeichen von großer Sicherheit gewertet. Vermutlich konnten in weit zurückliegenden Zeiten nur vernünftige Menschen sich ein solches Auftreten leisten, weil es mit Unvernunft gepaart zu riskant war.

Wenn Leute ihren Glauben an eine Religion begründen, dann geschieht dies in der Regel mit der Aussage: Dieser Glaube hilft mir, er tut mir gut !“

Dass eine wohltuende Sicht gerne angenommen wird, hatte in früheren Zeiten sehr wahrscheinlich mehr Positives als Negatives an sich. Sie kann Menschen zu großen Leistungen anspornen. Für Korrekturen hat die Realität immer sehr schnell gesorgt.

In der Gegenwart können sich Menschen in unserem Land über lange Zeit von wohltuenden, völlig unrealistischen Glaubenssätzen leiten lassen, weil sie dank der Leistungen ihrer Vorfahren noch über eine relativ sichere Lebensgrundlage verfügen und noch nicht um ihre Existenz ringen müssen.

Wunschvorstellungen werden verinnerlicht und schließlich sogar als „Wahrheiten“ angenommen, wenn mit ihnen das Leben angenehmer erscheint. Sie sind nicht unbedenklich, denn sie können lang anhaltende Fehlentwicklungen begünstigen.

Die Neigung zum Glauben unter den 5 genannten Voraussetzungen haben wir -wie alle unsere Anlagen- evolutionär als arterhaltend erworben. Sie kann sich infolge veränderter Lebensbedingungen sehr negativ auswirken.

»Franzosen und Russen gehört das Land. Das Meer gehört den Briten. Wir aber besitzen im Luftreich des Traumes die Herrschaft unbestritten.«

Heinrich Heine 1844 in seinem Wintermärchen

Eine sehr naive Vision ist neuerdings zum Leitbild maßgebender Politiker geworden. Es ist eine Welt ohne Grenzen, in der jedermann sich dort niederlassen kann, wo er dies will, in der sich die verschiedensten Ethnien miteinander vermischen und glücklich ohne kriegerische Auseinandersetzungen miteinander leben, in der es keine soziale Ungleichheit gibt – quasi ein Kommunismus neu.

Es wird eine neue, angeblich „bessere, gerechtere“ und „glücklichere Welt“ vorgestellt, die ihre Verfechter oft nach der Art religiöser Fanatiker gegen alle Widerstände mit Macht schaffen wollen, wobei der Zweck die Mittel heiligt.

Mit Verleumdungen wird vor anders Denkenden Angst gemacht.

Überlieferte Lebensweisen, Gesellschaftsformen und Bewertungsmaßstäbe werden für die angeblichen Übel in dieser Welt verantwortlich gemacht z.B. soziale Unterschiede, geschlechtsspezifische Rollen von Männern und Frauen und die Abgrenzung gegenüber fremden Ethnien.


Dieses Leitbild vor Augen sprechen sich Politiker, Medien, Verbände und Kirchenvertreter übereinstimmend dafür aus, „Benachteiligte der ganzen Welt“ uneingeschränkt nach Deutschland zu lassen. Offensichtlich denken sie nicht daran, dass allein die afrikanische Bevölkerung bis zum Jahr 2050 um 1200 Millionen Menschen zunehmen soll. Unter diesen Umständen werden sehr viele Millionen dort hinwollen, wo ihnen Wohlstand angeboten wird. Die Folge: Wirtschaftliches und soziales Chaos.


Immer noch haben jene die Welt zur Hölle gemacht, die vorgeben, sie zum Paradies zu machen.“

Johann Christian Friedrich Hölderlin (1770 - 1843)




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